Zahlungsverhalten in Deutschland
Bar oder Karte, PayPal oder Rechnung, kontaktlos oder mit Unterschrift: Verbraucher haben im stationären und im Online-Handel inzwischen die Qual der Wahl, welche Zahlungsart sie nutzen. Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich diesbezüglich teils deutliche Verschiebungen ergeben. Die Corona-Pandemie leistete diesen Trends weiter Vorschub. Gerade deshalb sind Studien zum Zahlungsverhalten der Deutschen nur bedingt aussagekräftig. Hier eine Übersicht zu den aktuellen Entwicklungen und den Plänen für die Zukunft.
Die Bundesbankstudie zum Zahlungsverhalten
Die größte Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland wird regelmäßig von der Bundesbank durchgeführt. Sie widmet sich alle drei Jahre den Zahlungsmitteln und ihrer Beliebtheit. Die jüngsten Daten betrachten das Jahr 2023.
In den letzten Jahren ist vor allem die Nutzung von Bargeld weiter zurück gegangen. Das für den bargeldlosen Zahlungsverkehr zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, Burkhard Balz, kommentierte: „Dieser Rückgang ist zwar nicht mehr so ausgeprägt wie während der Corona-Pandemie. Dennoch sinkt der Barzahlungsanteil schneller als in den Jahren davor.“ Bezogen auf alle Zahlungsvorgänge machen Kartenzahlungen 33 Prozent aus, fünf Prozent mehr als vor drei Jahren. Barzahlungen wiederum nahmen von 58 auf 51 Prozent ab.
Mobiles Bezahlen etabliert sich
Bezahlen mit Smartphones oder Wearables ist noch relativ neu, aber dennoch auf den Vormarsch. Von 2 Prozent in 2021 verdreifachte sich die Zahl auf 6 Prozent. Dafür muss eine Karte in der jeweiligen App hinterlegt werden. Unter den Besitzer, die mindestens eine Debit- oder eine Kreditkarte besitzen, hatten 24 Prozent die Debitkarte in einer Zahlungsapp hinterlegt. Bei den Kreditkarten waren es 33 Prozent der Befragten. Nach Altersklassen sortiert, sind die 18- bis 24-Jährigen am ehesten vorbereitet, mobil zu zahlen (47 Prozent). In der Altersklasse ab 65 Jahren sind es im Vergleich nur zehn Prozent.
Anteil von Zahlungsinstrumenten
Instrument | nach Anzahl der Transaktionen in % | nach Wert der Transaktionen in % |
---|---|---|
Bargeld | 50,5 | 25,9 |
girocard oder andere Debitkarte | 27,5 | 32,1 |
(1) kontaktlos | 20,4 | 21,1 |
(2) per Einstecken mit PIN-Eingabe/Unterschrift | 6,8 | 10,7 |
(3) im Internet | 0,3 | 0,3 |
Kreditkarte (inkl. Prepaid-Kreditkarte) | 5,7 | 9,7 |
(1) kontaktlos | 3,7 | 5,8 |
(2) per Einstecken mit PIN-Eingabe/Unterschrift | 0,8 | 1,6 |
(3) im Internet | 1,2 | 2,3 |
sonstige Karte | 1,6 | 0,4 |
Überweisung | 2,2 | 17,0 |
Lastschrift | 2,1 | 3,5 |
Internetbezahlverfahren | 3,5 | 5,7 |
(1) davon Paypal | 3,0 | 4,7 |
mobile Bezahlverfahren | 6,2 | 5,0 |
(1) davon Apple Pay/Google Pay | 3,7 | 2,5 |
sonstige/ohne Nennung Zahlungsmittel | 0,6 | 0,6 |
Quelle: Deutsche Bundesbank, Basis alle Transaktionen (n=15.500) |
Welche Zahlungsmittel werden bevorzugt?
Die meisten Befragten bevorzugen im Handel mittlerweile unbare Zahlungsmethoden. Bargeld wurde von 22 Prozent präferiert, während 44 Prozent unbare Methoden angeben und 28 Prozent haben keine Präferenz. Innerhalb der letzten zwei Gruppen war die Debitkarte mit 73 Prozent am beliebtesten. Kreditkarten und mobile Bezahlverfahren waren mit jeweils 14 Prozent gleich auf in Beliebtheit.
Bei der Befragten wurden verschiedene Vorteile von Kartenzahlung und von Bargeld geschätzt. Für Bargeld war die Anonymität der größte Vorteil und wurde von 63 Prozent der Befragten genannt. Im Gegenzug war bei Kartenzahlung für 77 Prozent der Befragten wichtig, dass sie sich keine Gedanken machen müssen, ob sie genug Bargeld bei sich haben.
in % | Barzahlung | Kartenzahlung |
---|---|---|
Wahrung der Privatshäre | 63 | – |
Sofort abgewickelt | 47 | – |
Guter Überblick über Ausgaben | 41 | 29 |
Häufigere Akzeptanz | 26 | 13 |
Sicheres Zahlungsmittel | 23 | 13 |
Einfachere Handhabung | 18 | 40 |
Schneller Bezahlvorgang | 14 | 38 |
keine Sorge um ausreichendes Bargeld | – | 77 |
Quelle: Deutsche Bundesbank, Angaben gemäß Selbstauskunft |
Welcher Betrag wird wie bezahlt?
Ein weiteres Kriterium, welches Zahlungsmittel wann bevorzugt zum Einsatz kommt, ist der Betrag. Hier macht es durchaus einen Unterschied, ob das Päckchen Kaugummi oder der neue Fernseher bezahlt werden soll. Im stationären Handel werden Beträge unter fünf Euro werden zu 76 Prozent bar bezahlt. Debitkarten haben nur einen Anteil von fünfzehn und die Kreditkarte von zwei Prozent. Mobile Bezahlverfahren liegen jedoch bei sieben Prozent. Bis 20 Euro ergibt sich eine Verteilung von 61/28/4/6 Prozent. Ab 20 Euro haben Kartenzahlungen dann die Nase vorn, Bargeld bleibt aber das zweithäufigste Zahlungsmittel.
Beträge | Bargeld | Debitkarte | Kreditkarte | Überweisung/ Lastschrift | mobile Bezahlverfahren | sonstiges |
---|---|---|---|---|---|---|
bis 5 Euro | 76 | 15 | 2 | – | 7 | 1 |
5 bis 20 Euro | 61 | 28 | 4 | 0 | 6 | 1 |
20 bis 50 Euro | 39 | 46 | 7 | 1 | 6 | 1 |
50 bis 100 Euro | 24 | 59 | 10 | 1 | 5 | 1 |
100 bis 500 Euro | 18 | 59 | 11 | 5 | 6 | 1 |
Quelle: Deutsche Bundesbank, Basis Transaktionen im Einzelhandel und an Tankstellen (n=9.499) |
Thema mobiles Bezahlen
Zu den Zahlungsmethoden, denen in Zukunft mehr Potenzial zugetraut wird, zählt das mobile Bezahlen. Zwar ist das Thema für viele noch relativ neu, aber wie aus der oberen Tabelle zu entnehmen ist, etabliert sich das Bezahlen mit mobilen Geräten. Unter den Befragten besaßen 91 Prozent ein Smartphone, 12 Prozent eine Smartwatch mit Zahlungsfunktion und 5 Prozent ein Fitnessarmband mit Zahlungsfunktion. Von den Smartphonebesitzern haben 27 Prozent schon einmal damit bezahlt. Und obwohl die Besitzer von Wearables nur 12 Prozent ausmachen, haben 39 Prozent damit schon bezahlt.
Gründe für die Ablehnung: Viele Kunden haben bislang keinen Bedarf an einem weiteren Verfahren (70 Prozent), es gilt als zu unsicher (41 Prozent), für zu kompliziert (34 Prozent) und sie können es nicht überall nutzen (10 Prozent). Ganz geben Ende werden die Kosten genannt, die für die wenigsten in diesem Bereich eine Rolle spielen. Sie werden nur von fünf Prozent als Argument aufgeführt.
Einzelhandel – so bezahlen Kunden an der Kasse vor Ort
Die Bundesbank und das EHI Retail Institute erheben eigene Daten zum Stand des Bezahlens im Einzel- und Onlinehandel. Dabei werden zwei Bereiche beleuchtet, der Anteil verschiedener Zahlungsinstrumente an den Zahlungen selbst und der Anteil am Umsatz. Geht man von den Zahlungen selbst aus, so hat Bargeld auch in der Erhebung des EHIs die Nase vorn. 58,3 Prozent nimmt es dabei ein, gefolgt von Kartenzahlungen mit 40,4 Prozent und Kauf auf Rechnung/Finanzkauf mit 0,9 Prozent. Sonstige Verfahren belaufen sich auf 0,4 Prozent. Wird der Umsatz im Einzelhandel betrachtet, so ist Bargeld nicht mehr die vorherrschende Zahlungsart. Der Anteil liegt hier in 2023 nur noch bei 35,5 Prozent. Rechnungs- oder Finanzkauf kommen in dieser Studie lediglich auf 2,1 Prozent, sonstige Zahlungsmethoden auf 0,6 Prozent und der gesamte Bereich Kartenzahlung ist mit 61,8 Prozent der klare Gewinner.
Onlinekäufe – wie wird im Internet bezahlt?
Das Einkaufen im Internet nimmt an Beliebtheit zu, auch bedingt durch die Corona-Pandemie. 19 Prozent der Befragten in der Studie der Deutschen Bundesbank kauften mindestens einmal im Onlinehandel ein. Dazu gesellen sich 32 Prozent, die mehrmals im Monat kaufen, und 18 Prozent, die dies einmal pro Monat tun. Die Zahl derjenigen, die nie im Internet einkauften, sank von elf Prozent auf neun.
Auch in diesem Feld wird wieder zwischen Anteil am Umsatz und Anteil an den Zahlungen unterschieden. Nach Transaktionsanteil werden laut Bundesbank zu 52 Prozent Internetbezahlverfahren genutzt, 28 Prozent fällt auf Lastschrift o. Überweisung und an dritter Stelle werden 17 Prozent der Käufe mit Kreditkarte getätigt. Debitkarten sind klar abgeschlagen mit zwei Prozent, nur einen mehr als alle sonstigen Zahlungsarten.
Eine etwas andere Verteilung zeigt sich bei der Betrachtung des Umsatzes. Hier ist Lastschrift o. Überweisung mit 44 Prozent auf dem ersten Rang. Internetbezahlverfahren rangieren knapp dahinter mit 39 Prozent, gefolgt von Kreditkarte (15 Prozent) und Debitkarte sowie sonstige (beide je ein Prozent). Die Ergebnisse der EHI-Studie „Online-Payment 2024“ weichen davon eher ab. Paypal führt mit 27,7 Prozent, darauf folgen jedoch Rechnungskauf (26,7 Prozent) und Lastschrift bzw. Bankeinzug (16,7 Prozent). Kredit- und Debitkarten erreichen hierbei nur 11,4 Prozent gemeinsam.
Das Gesamtbild – Umsatzanteile der Zahlungsarten
Stationärer und Onlinehandel zusammengenommen, haben Karten im Umsatz die Barzahlung in der EHI-Studie „Online-Payment 2021“ überholt. 35,1 Prozent der Umsätze werden mit der Girocard/Giropay gemacht und 31,2 Prozent mit Bargeld. Luft nach oben haben Kredit-/Debitkarten (11,4 Prozent), Bankeinzug (8,7 Prozent), Rechnung (5,5 Prozent) und PayPal (5,2 Prozent). Alle anderen Kandidaten bewegen sich jeweils unter ein Prozent.
Bargeld weltweit und in Zukunft
Weitet man den Radius, zeigt sich, dass Bargeld in Corona-Zeiten europaweit Einbußen erlitten hat. In Deutschland haben 35 Prozent der Verbraucher weniger oft bar bezahlt. In Frankreich liegt die Quote laut einer YouGov-Studie mit 37 Prozent noch höher. In Großbritannien sind es sogar 50 Prozent. In Dänemark und Schweden hingegen hatte die Pandemie kaum Auswirkungen auf die Verwendung von Bargeld. 59 Prozent in Dänemark und 75 Prozent in Schweden haben schon vorher meistens kein Bargeld genutzt.
Deutschland bleibt weiterhin Bargeld-affin. YouGov nahm das Zahlungsverhalten in 18 Ländern in der Studie „The Future of Financial Services“ aus dem Jahr 2022 in Augenschein. Global hatten 59 Prozent der Befragten in den letzten drei Monaten eine Zahlung mit Bargeld gemacht. Unter den Deutschen waren es 69 Prozent der Befragten, genug, um sich mit Großbritannien den dritten Platz nach Spanien (71 Prozent) und Singapur (73 Prozent) zu teilen. Bei der Frage, ob Technologie in Zukunft den Bedarf für Bargeld beseitigen wird, stimmten die Deutschen als einzige Nation mehr nicht zu (38 Prozent) als sie zustimmten (31 Prozent). Insgesamt stimmten dieser Frage 47 Prozent der gesamten Befragten zu und nur 22 Prozent lehnten sie ab.
Auch die aktuelle Bundesbankstudie bestätigt, dass es für die Deutschen weiterhin elementar ist, die Möglichkeit zum Bezahlen mit Bargeld zu haben. 69 Prozent gaben an, dies als sehr wichtig bzw. ziemlich wichtig zu finden. Nur 9 Prozent der Befragten ist die Option Bargeld überhaupt nicht wichtig. 67 Prozent wünschen sich, dass in fünf Jahren Bargeld weiterhin so genutzt wird wie bisher. Elf Prozent der Befragten wünschten sich eine stärkere Nutzung. 18 Prozent möchten, dass es aus dem Alltag verschwindet, aber nur drei Prozent möchten eine Abschaffung des Bargeldes. Ähnlich die Zahlen der Befragten zur Zukunft in 15 Jahren.
Trotz aller Wünsche erwarten die Befragten ein anderes Bild. 62 Prozent glauben, dass Bargeld in fünf Jahren weiter genutzt wird wie bisher, aber 30 Prozent denken, es wird dann aus dem Alltag verschwunden sein. Noch dramatischer sind die Unterschiede bei den Prognosen in 15 Jahren: nur noch 39 Prozent denken, dass Bargeld gleichbleibend genutzt wird. Dem gegenüber stehen 48 Prozent, die denken, dass es aus dem Alltag verschwunden sein wird. Die starke Kluft zwischen Hoffnung und Erwartung ist ein starkes Anzeichen, dass sich viele der Befragten um die Zukunft des Bargelds Sorgen machen.
Schlaglicht Inflation
Sonderthema in dieser Befragung war die derzeitige Inflation. Der Verbraucherpreisindex schoss 2021 in die Höhe und gipfelte im November 2022 bei 10,4 Prozent, dem höchsten Wert in der BRD seit dem Beginn der Erfassung 1956. Verschiedene Faktoren können dafür verantwortlich gemacht werden, aber zwei wesentliche sind wahrscheinlich der Angriff auf die Ukraine durch Russland im Februar 2022 und die Folgen der Coronapandemie. Der VPI bildet die Kosten von Verbrauchsgütern im Vergleich zum gleichen Monat Vorjahr ab. Verbraucher litten im letzten Jahr an einem starken Anstieg der Lebenserhaltungskosten, besonders im Bereich Energie und Lebensmittel.
Die Ausgaben der Befragten steigerten sich insgesamt. Im Durchschnitt wurden täglich 57 € ausgegeben, 5 € mehr als in 2021. Die durchschnittliche Transaktion erhöhte sich von 39 € auf 43 €, legte also 4 € zu. Im Einzelhandel wurden statt 32 € nun im Durchschnitt jeweils 36 € pro Kauf ausgegeben.
In der Befragung der Bundesbank wurde dementsprechend gefragt, wie Verbraucher auf die Verteuerungen reagierten. 62 Prozent kauften bei günstigeren Alternativen und 57 Prozent überprüften ihre Ausgaben stärker. Rund 53 Prozent verzichteten auf das ein oder andere und 45 Prozent reduzierten ihren Konsum insgesamt. Weitere Strategien waren mehr lokal einzukaufen (36 Prozent) und auf Vorrat zu kaufen (26 Prozent). Jeweils 20 Prozent änderten ihre Zahlungsweise zu häufiger unbar oder bar.
Reaktion auf Inflation | in % nach Selbstauskunft | |
---|---|---|
Wechsel zu günstigeren Anbietern | 62 | |
stärkere Ausgabenkontrolle | 57 | |
Verzicht auf einige Dinge | 53 | |
Weniger insgesamt kaufen | 45 | |
Mehr Käufe vor Ort | 36 | |
Kaufen auf Vorrat | 26 | |
Häufiger unbar bezahlt | 20 | |
Häufiger bar bezahlt | 20 | |
Mehr Käufe im Internet | 17 | |
keine Reaktion | 7 | |
Quelle: Deutsche Bundesbank, n=2.830, Mehrfachnennungen möglich |
Fazit
Auch wenn Bargeld nicht mehr der Spitzenreiter beim Umsatz ist, wird knapp die Hälfte der Transaktionen damit beglichen. Erstmal ist es nicht mehr das am meisten bevorzugte Zahlungsmittel. Dennoch legen die Deutschen viel Wert darauf, weiterhin mit Bargeld bezahlen zu können, auch wenn sie es nicht tun. Besonders im internationalen Vergleich wird klar, wie sehr mancher hierzulande am Bargeld hängt.
Kartenzahlungen, besonders mit Debitkarten, gehen als die Gewinner aus der Coronapandemie hervor. Ob diese ihre Dominanz jedoch langfristig behaupten können, ist unklar. Noch ist das mobile Bezahlen keine Bedrohung, in Zukunft könnte es sich jedoch als ernstzunehmender Wettbewerber etablieren.
Quellen und weiterführende Informationen
- Bundesbank.de: Zahlungsverhalten in Deutschland 2023
- Bundesbank.de: Pressemitteilung zur Studie
- EHI.org: EHI-Studie „Online-Payment 2024“
- EHI.org: EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2024“
- yougov.com: The Future of Financial Services Report 2022
- YouGov.de: Bargeld bleibt für die Deutschen auch in der Corona-Krise wichtig.