Zahlungsverhalten in Deutschland

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Bar oder Karte, PayPal oder Rechnung, kontaktlos oder mit Unterschrift: Verbraucher haben im stationären und im Online-Handel inzwischen die Qual der Wahl, welche Zahlungsart sie nutzen. Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich diesbezüglich teils deutliche Verschiebungen ergeben. Die Corona-Pandemie leistete diesen Trends weiter Vorschub. Gerade deshalb sind Studien zum Zahlungsverhalten der Deutschen nur bedingt aussagekräftig. Hier eine Übersicht zu den aktuellen Entwicklungen und den Plänen für die Zukunft.

Die Bundesbankstudie zum Zahlungsverhalten

Die größte Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland stammt von der Bundesbank. Sie widmet sich alle drei Jahre den Zahlungsmitteln und ihrer Beliebtheit. Die jüngsten Daten stammen aus 2020. Dementsprechend betitelt die Bundesbank ihre Studie mit „Bezahlen im Jahr der Corona-Pandemie“.

Das für den bargeldlosen Zahlungsverkehr zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, Burkhard Balz, erklärt: „Laut einer repräsentativen Bundesbankerhebung im Jahr 2020 haben bei den alltäglichen Ausgaben bargeldlose Zahlungsmittel und insbesondere Karten wesentlich an Bedeutung gewonnen.“ Bezogen auf alle Zahlungsvorgänge machen Kartenzahlungen knapp 30 Prozent aus, neun Prozent mehr als vor drei Jahren. Barzahlungen wiederum nahmen von 74 auf 60 Prozent ab.

Immer mehr kontaktlose Zahlungen

Wenn mit Karte bezahlt wird, dann nutzen die Bundesbürger gerne alle technischen Möglichkeiten. Immerhin 78 Prozent zahlten mit ihrer girocard kontaktlos, sofern sie über die NFC-Funktion verfügt (NFC: Nahfeldkommunikation). Interessant dabei: „Mehr als ein Fünftel der Befragten, die kontaktlos bezahlten, probierte dies erstmals während der Corona-Pandemie aus“, so Balz. Mit dem Smartphone zu bezahlen, ist indes noch außerhalb der Vorstellungskraft vieler Verbraucher. 70 Prozent sehen aktuell keinen Bedarf und nur 13 Prozent haben es bereits versucht.

Anteil von Zahlungsinstrumenten

Instrumentnach Anzahl der Transaktionen in %nach Wert der Transaktionen in %
Bargeld6032
girocard oder andere Debitkarte2333
(1) kontaktlos1110
(2) per Einstecken mit PIN-Eingabe1120
(3) per Einstecken mit Unterschrift13
Kreditkarte/ Prepaid-Kreditkarte611
(1) kontaktlos44
(2) per Einstecken12
(3) nicht am POS15
Überweisung/ Lastschrift517
Internetbezahlverfahren24
sonstige unbare Zahlungsinstrumente43
(1) Smartphone an der Ladenkasse21
(2) Mensa-/ Kantinen-/ Stadionkarte10
(3) sonstige Zahlungsmittel11
Quelle: Deutsche Bundesbank, Basis alle Transaktionen (n=12.996)

Wonach werden Zahlungsmittel ausgewählt?

Warum Kunden bestimmte Zahlungsmittel präferieren, hat ganz unterschiedliche Gründe. Bei den Kriterien führt die „Sicherheit vor finanziellem Verlust“, die von 70 Prozent der Verbraucher als „unverzichtbar“ gewertet wird, vor der Wahrung der Privatsphäre (59 Prozent) und dem Überblick zu den Ausgaben (46 Prozent). Eher zu vernachlässigen ist der Aspekt der Hygiene, der nur für zehn Prozent „unverzichtbar“ ist, gleichwohl von 40 Prozent als „ziemlich wichtig“ erachtet wird.

in %unverzichtbarziemlich wichtigweniger wichtigunwichtigweiß nicht
Sicherheit vor finanziellem Verlust70282
Wahrung der Privatshäre5935411
Guter Überblick über Ausgaben464761
Einfache Nutzung405541
Vertrautheit395281
Breite Einsatzmöglichkeiten24511771
Schneller Bezahlvorgang2457154
Hygiene104035141
Finanzielle Vorteile42547231
Quelle: Deutsche Bundesbank, Angaben gemäß Selbstauskunft

Welcher Betrag wird wie bezahlt?

Ein weiteres Kriterium, welches Zahlungsmittel wann bevorzugt zum Einsatz kommt, ist der Betrag. Hier macht es durchaus einen Unterschied, ob das Päckchen Kaugummi oder der neue Fernseher bezahlt werden soll. Beträge unter fünf Euro werden zu 89 Prozent bar bezahlt. Hier hat die girocard nur einen Anteil von sieben und die Kreditkarte von zwei Prozent. Bis 20 Euro ergibt sich eine Verteilung von 70/22/5 Prozent. Ab 20 Euro haben Kartenzahlungen dann die Nase vorn, wobei auffällt, dass bei Rechnungsbeträgen ab 500 Euro Bargeld wieder etwas beliebter wird, aber nach wie vor hinter girocard und Kreditkarte bleibt.

Beträgein %Bargeldgirocard/ DebitkarteKreditkarteÜberweisung/ Lastschriftsonstiges
bis 5 EuroAnzahl89722
 Wert88822
5 bis 20 EuroAnzahl702253
 Wert672553
20 bis 50 EuroAnzahl434584
 Wert414694
50 bis 100 EuroAnzahl25601113
 Wert24601015
100 bis 500 EuroAnzahl24611014
 Wert22621024
ab 500 EuroAnzahl36435115
 Wert37453132
Quelle: Deutsche Bundesbank

Thema mobiles Bezahlen

Zu den Zahlungsmethoden, denen in Zukunft mehr Potenzial zugetraut wird, zählt das mobile Bezahlen. Noch ist das Thema für viele zu neu. Zwar besitzen 84 Prozent der Deutschen ein Smartphone. Doch nur 13 Prozent haben schon einmal mobil bezahlt. Dabei sind Männer mit 18 Prozent etwas experimentierfreudiger als Frauen mit neun Prozent. Nach Altersklassen sortiert, greifen vor allem die 28- bis 34-Jährigen an der Kasse gerne aufs Smartphone zurück (23 Prozent). In der Altersklasse ab 65 Jahren sind es zum Beispiel nur fünf Prozent.

Gründe für die Ablehnung: Viele halten das mobile Bezahlen für zu unsicher (47 Prozent), für zu kompliziert (38 Prozent) und sie können es nicht überall nutzen (15 Prozent). Die Kosten spielen in diesem Bereich eine eher untergeordnete Rolle. Sie werden nur von vier Prozent als Argument aufgeführt.

Einzelhandel – so bezahlen Kunden an der Kasse vor Ort

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Die Daten der Bundesbank decken sich für den Kauf vor Ort nur teilweise mit der Erhebung des EHI Retail Institute. Bargeld ist laut EHI nicht mehr die vorherrschende Zahlungsart. Der Anteil liegt „nur“ noch bei 40,9 Prozent. Rechnungs- oder Finanzkauf kommen in dieser Studie lediglich auf 2,2 Prozent, sonstige Zahlungsmethoden auf 0,6 Prozent und der gesamte Bereich Kartenzahlung auf 56,3 Prozent.

Beziffert wird der Rückgang der Barzahlungen mit 29 Milliarden Euro. Der kartengestützte Umsatz stieg im gleichen Zeitraum um 20 Milliarden Euro. Daran hat die girocard mit einem Umsatzplus von 6,5 Prozent (24,8 Milliarden) den größten Anteil. Kreditkarten konnten nur um 0,9 Prozent zulegen.

Onlinekäufe – wie wird im Internet bezahlt?

Da im Jahr der Corona-Pandemie 2020 viele Geschäfte schließen mussten, richtet sich der Blick der großen Studien vermehrt auf den Onlinesektor. Die Deutsche Bundesbank nennt in diesem Bereich PayPal als am häufigsten genutzte Zahlungsmethode (44 Prozent). Die Rechnung folgt mit 23 Prozent auf Platz zwei vor der Kreditkarte mit 14 Prozent.

Eine etwas andere Verteilung zeigen die Ergebnisse der EHI-Studie „Online-Payment 2021“. Der Kauf auf Rechnung ist – mit Blick auf den Anteil am Umsatz – führend mit 30,4 Prozent, musste aber Federn lassen. Der Rückgang beträgt rund 2,5 Prozent. PayPal erreicht einen Anteil von 24,9 Prozent (plus 4,7 Prozent) vor der Lastschrift bzw. dem Bankeinzug mit 17,9 Prozent. Kreditkarten machen immerhin 11,8 Prozent aus, 1,3 Prozent mehr, – und dies, obwohl die starke Kundenauthentifizierung eingeführt wurde.

Anteile der Zahlungsarten am Umsatz des Onlinehandels in Deutschland

Das Gesamtbild – Umsatzanteile der Zahlungsarten

Stationärer und Onlinehandel zusammengenommen ergeben ein Kopf-an-Kopf-Rennen von Barzahlungen mit 35,1 Prozent und der girocard mit 34,3 Prozent. Luft nach oben haben Kreditkarten (9,0 Prozent), Rechnungen (6,7 Prozent) und PayPal (3,7 Prozent). Diese EHI-Erhebungen belegen, dass viele Verbraucher auf bewährte Zahlungsmittel zurückgreifen.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommen zwei YouGov-Studien, die im Auftrag der Management- und Technologieberatung BearingPoint erstellt wurden. Bargeld wird laut dieser Daten von 80 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher besonders häufig genutzt, PayPal von 58 Prozent und die girocard von 41 Prozent. Die Gründe: Die girocard gilt als komfortabel (61 Prozent), schnell (59 Prozent) und als sicher (26 Prozent). Bargeld halten 50 Prozent für sicher, 66 Prozent für schnell und 32 Prozent für komfortabel. Dahinter steht mobiles Bezahlen, das nur 42 Prozent als komfortabel einstufen und lediglich 25 Prozent als sicher.

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Bargeld während der Corona-Pandemie

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Weitet man den Radius, zeigt sich, dass Bargeld in Corona-Zeiten europaweit Einbußen erlitten hat. In Deutschland haben 35 Prozent der Verbraucher weniger oft bar bezahlt. In Frankreich liegt die Quote laut einer YouGov-Studie mit 37 Prozent noch höher. In Großbritannien sind es sogar 50 Prozent. In Dänemark und Schweden hingegen hatte die Pandemie kaum Auswirkungen auf die Verwendung von Bargeld. 59 Prozent in Dänemark und 75 Prozent in Schweden haben schon vorher meistens kein Bargeld genutzt.

Deutschland erweist sich generell als Bargeld-affin. Ob günstiger Einkauf (84 Prozent), eher günstiger Einkauf (76 Prozent), eher teurer Einkauf (32 Prozent) oder sehr teurer Einkauf (19 Prozent): Die Deutschen würden am liebsten bar bezahlen. Dänemark und Schweden kommen selbst beim besagten Päckchen Kaugummi nur noch auf 39 bzw. 30 Prozent. Hier haben Kartenzahlungen das Bargeld schon weitgehend verdrängt. Aber: Die Wahlfreiheit wollen alle wahren. Zwischen 20 und 27 Prozent der Europäer würden es als „sehr negativ“ ansehen, wenn ihr Land komplett bargeldlos würde.

Wie sieht die Zukunft aus?

Dass die Corona-Krise das Zahlungsverhalten der Deutschen verändert hat, ist unbestritten. Die entscheidende Frage aber lautet: Sind die Veränderungen von Dauer und sind sie somit Startpunkt einer möglichen Kehrtwende? Nein. Ganz so deutlich, wie die aktuelle Momentaufnahme es andeutet, ist dieser Trend nicht.

Der GLORY Cash Report hat untersucht, wie es um das Zahlungsverhalten vor und während der Pandemie bestellt war bzw. ist und wie es nach der Krise sein wird. Vor der Pandemie zahlten 49 Prozent am liebsten bar (51 Prozent bargeldlos). Während der Corona-Zeit verschob sich das Bild: 29 Prozent bar, 71 Prozent bargeldlos. In Zukunft wollen aber wieder 41 Prozent vor allem bar bezahlen und nur noch 59 Prozent mit Karte und Co.

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Eine etwas andere Tendenz lässt sich aus den BearingPoint Daten ablesen. 50 Prozent der Studienteilnehmer wollen ihr Zahlungsverhalten in den kommenden zwei Jahren nicht ändern. 25 Prozent werden aller Voraussicht nach öfter auf Online-Bezahldienste zurückgreifen und 32 Prozent häufiger mit Karte zahlen. Ganz auf Bares zu verzichten, können sich elf Prozent vorstellen. Auf Zehnjahressicht halten immerhin 28 Prozent eine Abkehr von Bargeld für möglich, 64 Prozent sehen das eher kritisch. Mobile Bezahlmethoden hingegen könnten bei den 18- bis 24-Jährigen deutlich beliebter werden (19 Prozent). Die Über-55-Jährigen glauben nicht daran.

Fazit

Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Münzen und Scheine gehören fest zum Alltag. Doch auch die girocard und die Kreditkarte haben ihren Weg in den Geldbeutel gefunden. Noch halten sich Karten und Bares in etwa die Waage. Auf Dauer dürfte aber die Kartenzahlung den Turbo zünden, nachdem viele Verbraucher auf den Geschmack gekommen sind.

Quellen und weiterführende Informationen