Paydirekt am Ende: Deutsche Banken wickeln den Online-Bezahldienst ab

Das ambitionierte Prestige-Projekt der deutschen Banken, Giropay / Paydirekt, steht kurz vor seinem Ende. Trotz klarer Zielsetzung, hohem Engagement und erheblichen finanziellen Investitionen scheint die Entscheidung gefallen: Der gemeinsame Onlinebezahldienst Giropay wird eingestellt und das dahinterstehende Unternehmen Paydirekt abgewickelt. Eine formelle Bestätigung dieser Entscheidung wird noch in dieser Woche erwartet.

Eine Sprecherin von Giropay lehnte es ab, sich zur geplanten Abwicklung zu äußern, gab jedoch an, dass auf Gesellschafterebene derzeit Abstimmungen über die Zukunft von Giropay und der Betreibergesellschaft Paydirekt GmbH stattfinden. Man werde die Öffentlichkeit informieren, sobald endgültige Entscheidungen getroffen wurden.

Giropay sollte als Alternative zu PayPal aufgebaut werden

Die deutschen Banken hatten mit Paydirekt das Ziel, vom wachsenden Onlinehandel zu profitieren und dem US-Giganten Paypal Marktanteile abzuringen, der sich in Deutschland eine starke Position erarbeitet hat. Einer Studie des EHI-Instituts zufolge wurden 2023 etwa 28 Prozent aller Onlinekäufe über Paypal abgewickelt. Laut eigenen Angaben verfügt Paypal in Deutschland über rund 35 Millionen aktive Kundenkonten, von denen etwa 32 Millionen private Nutzerinnen und Nutzer sind. Die restlichen Konten gehören Händlern.

Um Paypals Dominanz zu brechen, gründeten die deutschen Banken 2015 Paydirekt. Das Angebot stieß jedoch bei Verbrauchern und Händlern in den letzten Jahren auf wenig auf wenig Interesse. 2020 wurde Paydirekt daher mit dem bereits 2005 gestarteten Bezahldienst Giropay fusioniert. Doch auch nach der Fusion erreichte Giropay laut EHI lediglich einen Umsatzanteil von weniger als einem Prozent.

Banken setzen ihre Hoffnung nun auf die European Payment Initiative EPI

Mit Folgen, denn nun scheint die Bereitschaft weiter in Paydirekt zu investieren, um die Gesellschaft voranzubringen, seitens der deutschen Banken nicht mehr gegeben zu sein.

Stattdessen setzen einige der beteiligten Banken wohl nun auf die European Payment Initiative (EPI). Diese Initiative zielt darauf ab, Europa unabhängiger von großen US-Zahlungsfirmen wie Mastercard, Visa und Paypal zu machen. Das Thema an sich ist also nicht vom Tisch. Es gab zudem auch Überlegungen, Paydirekt in EPI zu integrieren, doch dies erwies sich laut einem Insider als technisch zu komplex und wurde demnach wieder verworfen. Mit dem Abschied von Paydirekt nun also der komplette Schwenk auf EPI?

Das bereits 2020 gestartete Projekt EPI wird von mehreren Regierungen und Zentralbanken unterstützt, da sie es als entscheidend für die Stärkung des europäischen Finanzmarktes betrachten. Trotz dieser Unterstützung äußern viele Experten Zweifel am Erfolg von EPI, da die Banken spät dran sind und Anbieter wie Paypal bereits eine starke Marktposition in Europa haben.

Zusätzlich planen die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) die Einführung eines digitalen Euro. Einige Banken befürchten, dass diese digitale Zentralbankwährung eine Konkurrenz zu den bestehenden Zahlungssystemen der Banken und auch zu EPI darstellen könnte.

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