Bezahlen mit Kreditkarte: Sollen Kunden zukünftig die Händler-Gebühren bezahlen? 

Die EU-Kommission hat ein Problem mit den Kreditkartengebühren, welche Händler beim Bezahlen ihrer Kunden mit einer Kreditkarte an den jeweiligen Kartenanbieter zahlen müssen. Deshalb wurde kürzlich eine Vereinbarung mit VISA getroffen, in der die Gebühren für das Bezahlen mit der Kreditkarte auf ein Limit von 0,3 Prozent je Zahlbetrag und Bezahlvorgang begrenzt werden.

Die Einigung der Europäischen Union im dem Kreditkartenanbieter VISA Europe wurde sofort umgesetzt, und gilt für vorerst vier Jahre. Doch nicht jedes Kartenanbieter will sich dem Druck der EU-Kommission unterwerfen, für den Head of Card Services EMEA bei American Express, Peter Wright, geht die Regulierung der Kreditkartengebühren zu weit. Dies machte er auch kürzlich in einem Interview mit „Der Handel“ deutlich.

Gebührenmodell von AMEX nicht gleichzusetzen mit VISA und MasterCard

Während MasterCard und VISA 95 Prozent des Marktes beherrschen und Interbankenentgelte festsetzen, sieht dies bei American Express anders aus. Bei AMEX gibt es diese Entgelte nicht, dazu werden die Gebühren für das Bezahlen mit Kreditkarten individuell mit den jeweiligen Händlern vereinbart. Dies hat auch einen einfachen Grund und dieser liegt in der Unterschiedlichkeit der Systeme. Während American Express seine Kreditkarten nur direkt ausgibt, vergeben VISA und MasterCard Lizenzen an Banken und andere Finanzdienstleister, mittels derer dann VISA Cards und MasterCard Kreditkarten ausgegeben werden.

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Dies bedeutet: American Express ist ein Drei-Parteien-System, während die beiden Marktbeherrscher im Bereich der Kreditkarten ein Vier-Parteien-System haben. Eine Gleichbehandlung bei der Regulierung würde damit für AMEX eine Pflicht zu einem Gebührenmodell schaffen, das es bislang so gar nicht gibt, damit droht natürlich eine Wettbewerbsverzerrung, die nicht ohne sein dürfte. Und damit American Express noch mehr ins Abseits stellen könnte als Kartenanbieter innerhalb der Europäischen Union, als es bislang schon der Fall ist.

Sollen die Kunden die Händler-Gebühren übernehmen?

Wright sieht laut „Der Handel“ ein Problem darin, wenn die Kunden die Händler-Gebühren übernehmen müssten nach einer Drosselung der Gebühren für den Handel selbst. Für den American Express-Chef für Europa ist dies eine nicht nachvollziehbare Regelung für die Kunden, wie er auch in dem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin für den Einzelhandel, „Der Handel“ deutlich macht: „Aus Konsumentensicht ist es von Nachteil, zusätzliche Gebühren für die Kartenzahlungen entrichten zu müssen. Darüber hinaus wird die Verwirrung bei Kunden und Händlern komplett, wenn bei einigen Karten für die Bezahlung Gebühren anfallen, bei anderen aber nicht.“ Und so Wright weiter: „Nach den Vorstellungen der EU-Kommission dürfen Visa und Mastercard mit der so genannten No-Surcharge-Rule arbeiten, es Händlern also verbieten, vom Kunden Gebühren für Kartenzahlungen zu verlangen, Drei-Parteien-Systeme wie American Express aber nicht. Das ist aus unserer Sicht eine für die Kunden nicht nachvollziehbare Regelung.“

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American Express und die Zukunft des Mobile Payment

Während die beiden großen Kreditkartenanbieter VISA und MasterCard rege an ihren Mobile Payment-Aktivitäten und deren Weiterentwicklung arbeiten, geht es bei American Express noch eher beschaulich zu. Hier gibt es zwar vereinzelte Pilotprojekte in Hong Kong, Singapur und Indien, wie auch in den USA der Test einer Wallet-Lösung mit Wal-Mart. Aber wirklich Großes kann AMEX in diesem Bereich noch nicht vorweisen. Dies liegt jedoch weniger an den Möglichkeiten von American Express in diesem Bereich, sondern vielleicht doch eher an der Skepsis des Kreditkartenanbieters. Peter Wright macht auch hier gegenüber „Der Handel“ deutlich: „Die gesamte Payment-Industrie arbeitet daran, Sicherheit auf der einen und Nutzerfreundlichkeit auf der anderen Seite miteinander zu vereinbaren. Ich glaube wir sind noch Jahre von einem funktionierenden Eco-System für Mobile Payment entfernt.“

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Möglicherweise bedeutet dies, dass AMEX erst dann wirklich in das Geschäft mit dem Mobile Payment einsteigen wird, wenn es richtig laufen wird. Doch hier stellt sich die Frage, die sich uns geradezu aufdrängt: könnte es dann nicht sogar sein, dass American Express noch mehr den Anschluss im Kartengeschäft verliert an die beiden großen Kreditkartenanbieter VISA und MasterCard? Diese Frage wird sicher erst in einigen Jahren zu beantworten sein, aber wer heute die Innovationen des Mobile Payment verschläft, könnte eines Tages vielleicht ganz ausschlafen können, weil er den Zug verpasst hat…