Mt.Gox Pleite: Wie gingen die Bitcoins wirklich verloren?

Mt.Gox dürfte aller Voraussicht nach für immer Geschichte sein – es sei denn, im Rahmen des Insolvenzverfahren zeigt sich doch noch eine Möglichkeit, die Bitcoin-Börse zu retten. Doch während Mt.Gox noch sechs weitere Wochen Zeit eingeräumt wurde, Unterlagen einzureichen, mehren sich die Zweifel, dass der Bitcoin-Diebstahl wirklich so ablief, wie die Betreiber der Börse ihn darstellen.

Lücke im System von Forschern getestet

Über das Ausnutzen der Transaction Malleability im System der Bitcoin-Börse will Mt.Gox 850.000 BTC verloren haben. Mittlerweile sind 199.999 BTC wieder aufgetaucht in einer alten Geldbörse, immer noch fehlen der Tauschplattform damit jedoch gut 650.000 BTC.

Diese wurden angeblich über die oben genannte Lücke gestohlen, Forscher aus der Schweiz stellen dies jedoch mehr als deutlich in Frage. Wie die beiden Forscher, Christian Decker und Roger Wattenhofer, mit Hilfe einer Analyse ermittelt haben, ist ein Diebstahl in so großem Maße wie ihn Mt.Gox beziffert, gar nicht möglich sein.

Zum aktuellen Kreditkartentest

Statt den von den Betreibern der mittlerweile geschlossenen Bitcoin-Börse angegebenen 650.000 BTC könne sich der Verlust maximal auf 386 BTC belaufen. Dies lässt den Rückschluss zu, dass der Diebstahl, sollte er denn überhaupt erfolgt und das Ganze nicht etwa ein kaschiertes Betrugsmanöver sein, kann dieser nicht über die Lücke der Transaction Malleability erfolgt sein.

Gegenüber „Heise online“ erklärte einer der beiden Informatiker der ETH Zürich, Christian Decker „Wir haben immer eine obere Grenze für die fehlenden Bitcoins errechnet. Sollte Mt. Gox eine Liste der Auszahlungs-Transaktionen freigeben, so könnte man diese gegen die von uns gefundenen Angriffe checken und somit genau errechnen was der Verlust von Mt. Gox ist. Allerdings sind diese Daten momentan nicht verfügbar – und sie könnten den Anteil von Mt. Gox auch lediglich schmälern.“

Buchhaltung bei Mt.Gox schlecht geführt?

Das Chaos, dass sich bei der inzwischen insolventen Bitcoin-Börse aufzeigt, ist groß angesichts der verschwundenen Anzahl von Bitcoins. Nach wie vor stellt sich auch anhand der vorab veröffentlichten Schweizer Forschungsergebnisse die Frage, wie es zu einem solch großen Verlust gekommen sein könnte.

Zahlreiche Kreditkarten im Vergleich

Wurde die Buchhaltung bei der Tauschplattform so schlecht geführt, dass eine solch große Zahl von BTC einfach verschwinden konnten über einen längeren Zeitraum? Oder wurde hier absichtlich an den Zahlen gedreht und die Schuld einer, seit nunmehr drei Jahren bekannten, Transaction Malleability in die Schuhe geschoben, um damit verdecken zu können, was wirklich passiert ist?

Es wird wohl Monate, wenn nicht gar Jahre dauern, bis auch nur annähernd feststehen dürfte, was bei Mt.Gox wirklich abgelaufen ist. Dies wird sowohl das Insolvenzverfahren selbst wie auch die laufenden Ermittlungsverfahren in Japan und in den USA strecken.

Aktuell würde sich der Wert der verschwundenen Bitcoins in Euro auf knapp 216 Millionen Euro (aktueller BTC-EUR Kurs 332,07 Euro je Bitcoin) belaufen, in US Dollar auf knapp 321 Millionen Dollar (aktueller BTC-USD Kurs 493,57 Dollar je Bitcoin).