Fehlt den deutschen Verbrauchern der Mehrwert beim kontaktlosen Bezahlen?


Nur Bares ist Wahres! So lebten die Bundesbürger lange Zeit und es scheint, als würde dies im 21. Jahrhundert immer noch gelten für ein Volk, das vielem Neuen und vor allem Innovationen im Bereich des Zahlungsverkehrs recht skeptisch gegenübersteht. Dies zeigt sich auch beim „Jahrestag“ von Girogo, der kontaktlosen Zahlungsmöglichkeit der Sparkassen in Deutschland. Fehlt den deutschen Verbrauchern der Mehrwert beim kontaktlosen Bezahlen, stellt sich dabei immer mehr die Frage – oder wird einfach das Bargeld zu sehr geliebt, um neue Möglichkeiten auszuprobieren und gar deren wirklichen Nutzen zu erkennen.

Lieber nach Geld kramen als kontaktlos bezahlen?

Einfach eine Plastikkarte zücken, an das Lesegerät der Kasse des jeweiligen Einkaufsladens halten und „ruck-zuck“ ist der Einkauf dann auch schon bezahlt. Was eigentlich eine deutliche Zeitersparnis bedeutet, für die Händler wie auch für den Käufer selbst, ist den Bundesbürgern wohl mit zu wenig Mehrwert verbunden. Girogo kommt nicht so an, wie es sich die Sparkassen gewünscht hatten und auch andere mobile Zahlverfahren haben mit der Akzeptanz der Verbraucher zu kämpfen – und dies bei stetig wachsender Akzeptanz des Handels.

Der gemeine Deutsche, so scheint es, liebt immer noch mehr das Bargeld als andere Zahlungsarten. Dies zeigt sich auch in der mangelnden Liebe zu Kreditkarten, die weit hinter anderen Ländern zurücksteht. Selbst in der Türkei, die einstmals lange als rückständig galt, sind prozentual betrachtet deutlich mehr Kreditkarten im Umlauf als hierzulande, in Schweden gar wird das Bargeld immer mehr zum Auslaufmodell.

Nur in Deutschland spielt das Bargeld immer noch mit Abstand die größte Rolle beim Bezahlen, wodurch es für die Anbieter kontaktloser Zahlungsmöglichkeiten natürlich schwer ist, zu ermessen, ob sich der Aufbau solcher Möglichkeiten überhaupt wirklich rechnet – oder ob es dann einer Bank, einem Kreditkartenanbieter oder einem Unternehmen reicht, dies aus Prestigegründen zu machen, ohne dass sich die Sache in den kommenden Jahren finanziell auch wirklich rechnen muss.

Mobile Payment nur für Vereinzelte interessant?

Mobile Payment gehört die Zukunft! Oder etwa doch nicht? Dies ist die Frage, die sich in den kommenden Monaten und Jahren in Deutschland stellen wird. Wird der Bundesbürger früher oder später doch abkehren von seiner Liebe zum Bargeld? Oder wird er weiter beharrlich am Bargeld als Zahlungsmittel festhalten, egal welche neuen Möglichkeiten die Banken, die Zahlungsanbieter wie auch der Handel einführen werden?

 Zu den Mobile Payment Anbietern

Dies dürften interessante Punkte darstellen und erinnert irgendwie auch an die Zeit, in der das Online-Banking langsam hierzulande eingeführt würde. Anfangs war die Akzeptanz der Verbraucher eher zaghaft, und die SB-Terminals der Banken wie auch die Mitarbeiterbereiche dort zum Überweisen wurden weiter fleißig genutzt. Dies geschah auf der einen Seite aus Befremden gegenüber dem „Neuen“, das plötzlich ungewohnt war wie auch aus Angst hinsichtlich der Sicherheit des Internet-Banking. Verständlich war dies durchaus, aber den Anfangsschwierigkeiten ist das Banking im Internet längst entwachsen, was auch der Erfolg der zahlreichen Direktbanken zeigt, die gar keine eigenen Filialen mehr halten, sondern nur über das Internet und das Telefon und auf dem Postweg zu erreichen sind.

Die Bundesbürger haben damit das Internet als Medium des Banking inzwischen, 25 Jahre nach Einführung des Internets für sich erkannt und nutzen es auch rege – nachdem anfangs viele die Finger davon ließen und sagten: Online-Banking? Niemals! Die Zeiten und das Verhalten der Bankkunden hat sich damit stark verändert. Hieraus könnte man natürlich auch herleiten, dass die Deutschen mitunter etwas länger, oder sehr viel länger, brauchen, um den wirklichen Mehrwert von Innovationen zu erkennen und diese dann auch für sich zu nutzen.

Mobile Payment schon am Ende? Von wegen gescheitert!

Letztlich bedeutet dies dann wohl auch, dass es durchaus falsch wäre, das Mobile Payment und seine Möglichkeiten schon als gescheitert hinzustellen. Letztlich sind wir im Bereich des mobilen Bezahlens und der mobilen Bezahlsysteme erst am Anfang und dies bedeutet natürlich auch, dass die Bundesbürger nach und nach erst auf den Geschmack kommen müssen.

Hier sind jedoch nicht nur die Banken und Sparkassen gefragt, sondern auch der Handel, der seinen Kunden die neuen Bezahlsysteme erst einmal schmackhaft machen muss. Natürlich kennen die Deutschen das Bezahlen mit der EC-Karte und viele inzwischen auch mit der Kreditkarte. Aber gerade im Bereich des Mobile Payment gibt es noch viel zu oft viel zu wenige Informationen darüber, wie sinnvoll dies für den Käufer ist – und eben nicht nur für die Zahlungsanbieter wie auch für die Händler selbst.

Da die Zahl der Nutzer von Smartphones immer mehr zunimmt hierzulande, liegt es an den Banken, den Kreditkartenanbietern wie auch eben dem Handel, den Smartphone-Nutzern letztlich auch das Bezahlen mit dem Computer in Handyformat schmackhaft zu machen. Beispielsweise mit Aktionen rund um das Mobile Payment oder mittels besonderer Konditionen. Hier haben die Anbieter in allen Bereichen noch nachzubessern – und dann kann es auch endlich richtig losgehen mit der Reise in die Zukunft der Zahlungsmöglichkeiten!