Verdrängt mobiles Bezahlen mit Apps bald Kreditkarten?
Das Thema Mobile Payment wird derzeit vor allem von zwei verschiedenen Seiten diskutiert. Auf der einen Seite sehen viele darin die Zukunft des Bezahlens, auf der anderen Seite glauben Kritiker, dass das mit dem Mobile Payment nicht wirklich was werden wird, zumindest in Deutschland. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Verdrängt das mobile Bezahlen mit Apps eines Tages die Kreditkarten, oder wird es doch nur eine Randerscheinung bleiben?
Nachdem Kreditkarten es lange Zeit eher schwer hatten in Deutschland, haben immer mehr Bundesbürger eine oder gar mehrere solcher Plastikkarten in ihrem Geldbeutel. Damit wurde eine Ergänzung zur EC-Karte und zum Bargeld geschaffen, die möglicherweise praktischer ist als beides zusammengenommen. Dennoch werden Kreditkarten mitunter immer noch kritisch betrachtet, da viele Verbraucher sie schlichtweg als zu teuer empfinden. Dies ist zwar oftmals nicht der Fall, wie zahlreiche Kreditkartenrechner zeigen, dennoch wird die Kreditkarte als einstiges Statussymbol in ihren Kosten oft verkannt und diese werden viel zu hoch angesetzt, als sie in Wirklichkeit sind.
Bezahlen mit dem Smartphone statt mit der Kreditkarte?
Den Geldbeutel rausholen, die Kreditkarte rausziehen, in das Kassenterminal stecken und dann auch noch die Geheimnummer eingeben. Das kostet ganz schön Zeit – nicht nur für den Kunden, sondern auch für den Kassierer und damit für den Kassiervorgang. Immer mehr Einzelhandelsunternehmen entdecken deshalb das Bezahlen mit dem Smartphone für sich.
Egal ob Netto oder Edeka, Sport-Scheck oder andere Unternehmen in diesem Bereich, sie alle setzen nach und nach auf Apps als Möglichkeit des Bezahlens. Das bedeutet: der Kunde muss nicht mehr seine Kreditkarte herausziehen, um entweder mit der PIN oder kontaktlos zu bezahlen, sondern der ganze Bezahlvorgang wird über das Smartphone abgewickelt. Dabei kommt es normalerweise nicht zu einem Austausch persönlicher Daten, das ganze Bezahlen wird über die entsprechende App abgewickelt, die das Unternehmen nutzt. Der Händler selbst erhält dann nur die für ihn relevanten Daten, die Durchführung des Zahlungsvorgangs selbst erfolgt dabei meist über eine Transaktionsnummer.
Smartphone im Vorteil gegenüber dem kontaktlosen Bezahlen
Das Optimieren der Bezahlprozesse ist für den Kunden wie für den Handel gleichermaßen wichtig. Je schneller das Bezahlen abgewickelt werden kann, desto schneller kann auch der nächste Kunde bedient werden. Für den Handel bedeutet dies mehr Ressourcen, ohne zugleich mehr Kassen aufmachen zu müssen. Für den Kunden bedeutet dies ebenfalls eine Ersparnis an Zeit, da die Abwicklung mit einer guten App kaum länger dauert als beim kontaktlosen Bezahlen.
Das Bezahlen mit dem Smartphone bietet jedoch gegenüber dem kontaktlosen Bezahlen mit der Kreditkarte einen großen Vorteil an, der vielen Verbrauchern bislang wohl gar nicht bewusst ist: beim kontaktlosen Bezahlen mit der Bankkarte oder der Kreditkarte liegt der Höchstbetrag derzeit auf nur 25 Euro je Einkauf. Dies ist natürlich nicht gerade viel Geld, wenn man unterwegs beim Shoppen ist, der relativ niedrige Betrag wurde jedoch aus Sicherheitsgründen gewählt.
Beim Smartphone sieht dies anders aus. Hier gibt es nur eine Begrenzung: wie viel der Nutzer selbst festgelegt hat bei dem Anbieter, der die Zahlungen via App durchführt. Das bedeutet, dass der Kunde selbst entscheiden kann, wie viel er mit dem Mobile Payment über sein Smartphone unter die Leute bringen und damit ausgeben möchte. Sollten Verbraucher damit beginnen, diesen wichtigen Unterschied endlich zu erkennen, könnte früher oder später endlich der Boom des Bezahlens mit dem Smartphone ausgelöst werden auch in Deutschland.
Und noch einen weiteren Vorteil gibt es: anders als mit der Kreditkarte, die beim Bezahlen im Onlinehandel nicht kontaktlos benutzt werden kann, und bei der sich zudem viele scheuen, sie für das Onlineshopping zu nutzen, ist es in immer mehr Internetshops möglich, via App mit dem Smartphone zu bezahlen. Dies zeigt gleich auf zweifache Weise, dass dem Bezahlen mit dem Smartphone sowohl vor Ort wie auch online bald eine Vorreiterrolle zugute kommen könnte.
Doch gehört den Bezahllösungen wirklich die Zukunft?
Noch ist der Markt mit dem Bezahllösungen für das Mobile Payment überschaubar. Zwar drängen immer mehr Anbieter auf den Markt, diese müssen jedoch auch Partner im Handel finden, die mit ihnen zusammenarbeiten möchten. Letztlich sind es derzeit fünf Apps, die wirklich maßgeblich sind und welche die weiteste Verbreitung haben.
Die ist zum einen Valuephone, die mit dem Discounter Netto zusammenarbeiten. Ebenfalls auf Valuephone setzt Edeka und baut auch hier in Sachen Zukunft weiter die Möglichkeiten für die eigenen Kunden aus. Auf Yapital setzen hingegen beispielsweise Görtz und Rewe. Paij, ein StartUp aus Wiesbaden setzt indessen auf das Bezahlen in Taxis, will aber auch bei Burger King an die Kassen. SQWallet hat Osnabrück für sich als Ziel ausgemacht und viele Händler in der Stadt setzen mittlerweile auf die App, unter anderem Burger King-Konkurrent McDonalds. Da das Ganze in Zusammenarbeit mit der Stadt Osnabrück selbst durchgeführt wird, kann hier natürlich schnell mehr erreicht werden als von einem Anbieter, der sich erst seine Händler selbst suchen muss. Bislang kann SQWallet jedoch nicht über Osnabrück hinaus genutzt werden und ist damit regional eingeschränkt.
Und ganz wichtig, wenn es um das Mobile Payment geht, ist natürlich PayPal. Das Unternehmen könnte in Zukunft einer der Global Player auch beim mobilen Bezahlen werden, wenn die Weichen rechtzeitig richtig gestellt werden. Bereits jetzt ist PayPal nicht mehr aus dem Zahlungsverkehr wegzudenken, bietet es doch im Onlinehandel für Kunden die Möglichkeit, nicht bei jedem Onlineshop die eigenen Kreditkartendaten oder Bankdaten selbst eingeben zu müssen, sondern via PayPal schnell und einfach bezahlen zu können. Zwar muss PayPal erst den Weg finden aus der Onlinewelt in die Offlinewelt, aber gerade anhand des Status, den dieser Anbieter bereits jetzt als Zahlungsdienstleister mit sich bringt, könnte der Sprung früher oder später – bei entsprechenden Innovationen für das Mobile Payment natürlich vorausgesetzt – durchaus gleich direkt in die Siegspur gelingen.