Savedroid: Sparen mit Risiko

FinTechs schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Einige sind genießbar. Andere verursachen Bauchschmerzen. Savedroid gehört zu der Sorte, die mit Spaß am Sparen wirbt, letztlich aber einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Eine Analyse.

Was ist Savedroid?

Savedroid ist eine Spar-Applikation, die mit zwei Besonderheiten aufwartet. Zum einen mit dem Wenn-Dann-Prinzip. Zum anderen damit, dass nicht in Euro und Cent, sondern in Krypto-Währungen gespart wird. Damit sollen offenbar vor allem jüngere Nutzer mit einer gewissen Technikaffinität angesprochen werden.

Sie können frei festlegen, wann welche Summe auf die hohe Kante gelegt. Beispiel: Wenn der Lohn auf dem Konto gebucht wird, spare ich 5,00 Euro. Oder: Wenn ich mein Smartphone öfter als 30 Mal am Tag einschalte, spare ich 3,00 Euro. Das Geld wird vom Girokonto des Nutzers abgebucht und in die gewünschten Kryptowährungen umgetauscht. Das Portfolio umfasst neben Bitcoin, Ethereum und Litecoin aktuell auch Bitcoin Cash. Die App dient als Wallet für die Kryptowährungen und macht ihrerseits Vorschläge, welcher Umtausch den größten Nutzen hat.

Was kostet Savedroid?

Klingt nach einer modernen Variante des Sparbuchs, ist aber kostenpflichtig. Laut Preisübersicht schlägt jede Transaktion mit 3,00 Prozent zu Buche. Das ist selbst im Krypto-Bereich relativ teuer. Wer 5,00 Euro spart, zahlt demnach 15 Cent Gebühren. Möchte man das Geld auszahlen lassen, weil man sein persönliches Sparziel erreicht hat, werden neben den 3,00 Prozent zusätzlich 10,00 Euro fällig. Wer beispielsweise 400 Euro für den nächsten Urlaub „abhebt“, zahlt dafür 22 Euro.

Die Gebühren werden aber nicht einfach vom Guthaben einbehalten, sondern müssen mit Savedroid-Token bezahlt werden. Die hauseigene Kryptowährung wird dann kurzerhand von der App gekauft. Dahinter steht ein gewisser Eigennutzen. Der Betreiber der App erklärte gegenüber dem Handelsblatt: „Wir können mit der Kursentwicklung nicht zufrieden sein, doch je mehr Kunden unsere neue App nutzen, desto höher wird die Nachfrage nach unseren Token sein.“ Wobei man die Nachfrage erzwingt, was selten eine gute Geschäftsgrundlage darstellt.

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Der „Macher“ von Savedroid

Der Mann hinter Savedroid heißt Yassin Hankir. Ein Name, der in Finanzkreisen für verbrannte Erde steht. 2018 sammelte er per ICO – Initial Coin Offering: Crowdfunding für Kryptowährungen – 40 Millionen Euro ein. Kurz darauf deutete er an, er habe sich mit dem Geld abgesetzt, was auch die Staatsanwaltschaft auf den Plan rief. Aus seiner Sicht eine geniale PR-Aktion, um auf die Risiken bei ICO aufmerksam zu machen. Schließlich war sein Ziel, Firmen bei dieser Art des Crowdfunding zu beraten. Das hat sich zerschlagen. Jetzt will Yassin Hankir mit der Savedroid-App wieder richtig durchstarten.

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Wie sicher ist Savedroid?

Stellt sich die Frage: Wie sicher ist Savedroid? Diese Frage zielt weniger auf die Technik, sondern vielmehr auf die Art des Sparens. Direkt nach der Installation der App müssen Nutzer bestätigen, dass sie über die Risiken informiert wurden. Denn Kryptowährungen sind nicht ohne. Vor allem: Sie sind nicht reguliert. Das heißt, es gibt keinerlei Einlagensicherung. Zudem müssen Sparer mit einer starken Preisvolatilität rechnen, die schlimmstenfalls zum Totalverlust führen kann. Zweifelsohne besteht auch die Chance, dass die Kurse anziehen. Auf der anderen Seite können sie aber auch ganz schnell in den Keller rauschen. Dann bleibt vom Ersparten nicht viel übrig.

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Vorsicht vor unbekanntem Terrain

Damit sind wir auch schon beim ersten Kritikpunkt: Sparen mit Kryptowährungen stellt ein unkalkulierbares Risiko dar. Während man bei Wertpapieren zwar auch mit Verlusten rechnen muss, ist die Kursentwicklung jedoch nachvollziehbar und gewissermaßen greifbar. Das ist am Kryptomarkt nicht der Fall.

Zudem gilt bei allen Finanzprodukten: Nutze nur, was du auch verstehst. Von Bitcoin gehört zu haben, reicht da nicht aus. Es braucht schon etwas mehr Hintergrundwissen, um das Produkt zu begreifen. Fonds, ETF (Exchange Traded Fund) oder der Cost-Average-Effekt lassen sich im Vergleich zu Kryptowährungen vergleichsweise leicht erklären und sind vielen Sparern längst ein Begriff. Bei Bitcoin und Co. ist man davon noch weit entfernt.

Fehlende Vertrauensbasis

Was im Hinblick auf Kryptowährungen allerdings deutlich schwerer wiegt: Es fehlt an Vertrauen. Verbraucher sind – und das durchaus zu Recht – skeptisch. Warum? Weil Bitcoin und Co. nur rein virtuell existieren und darüber hinaus keinen sonderlich guten Ruf haben.

Daran kann auch das lustige Sparen mit Savedroid wenig ändern. Es ist teuer (Stornierungen kosten sogar 50 Euro). Und mit Yassin Hankir steht jemand hinter dem Produkt, der mit seiner damaligen Aktion das wichtigste Gut am Finanzmarkt verspielt hat: das Vertrauen. Damit sind es gleich zwei Komponenten der App, Macher und Sparstrumpf, die eine solide Vertrauensbasis vermissen lassen. Und die sollte beim Sparen niemals fehlen.

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