Digitales Zentralbankgeld

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Die chinesische Zentralbank hat es bereits vorgemacht, die Europäische Zentralbank arbeitet noch an der Einführung ihrer digitalen Währung, des E-Euros. So spannend das Projekt auf den ersten Blick klingt, es birgt durchaus auch Risiken. Diese liegen weniger auf Seite der Verbraucher, als vielmehr auf Seiten der Banken.

Das Wichtigste in Kürze:

  • E-Euro birgt Gefahren für die Bankenlandschaft.
  • Mit der Einführung eines digitalen Euros würden den Banken die Einlagen und damit eine Refinanzierungsquelle wegbrechen.
  • EZB müsste durch weitere Anleiheankäufe Banken Gelder zur Verfügung stellen.
  • Die Gefahr eines E-Euros liegt auch in der Einschränkung der Selbstregulierung des Marktes.

Wie funktioniert der digitale Euro?

Wer sich schon ein wenig mit Kryptowährungen beschäftigt hat, weiß, dass diese „irgendwo“ verwahrt werden müssen. Während Bitcoin und Co. auf privaten Börsen aufbewahrt werden können, wäre im Fall des digitalen Euros die Europäische Zentralbank die Verwahrstelle. Vereinfacht ausgedrückt, wer digitale Euros möchte, überträgt sein Bankguthaben auf ein Konto bei der EZB. Auch Privathaushalte könnten dann künftig ihre Zahlungen über die EZB abwickeln.

Für die EZB würde dies hinsichtlich ihrer Bilanz keine Veränderung bedeuten. Es gäbe lediglich ein Umschichten von Euros in E-Euros.

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Was wären die Konsequenzen aus der Einführung des E-Euros?

Kritiker sehen für die Verbraucher eine Gefahr für den Datenschutz. Sie bemängeln, dass Zahlungen in E-Euros, im Gegensatz zu Bargeld, nicht anonym erfolgen könnten und Verbraucher ein weiteres Stück transparent werden. Unter wirtschaftlichen Aspekten wäre dies aber noch eines der kleineren Probleme.

Konkrete Nachteile für die Kreditinstitute

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Was würde der Transfer aber für die Banken und Sparkassen bedeuten? Den Instituten würden die Einlagen für Refinanzierungen wegbrechen. Immerhin halten Unternehmen und private Haushalte in der Eurozone Einlagen in Höhe von 7.299 Milliarden Euro.

Für die Kreditinstitute hieße dies, über höher verzinste Einlagen und Termingelder Kunden zurückzugewinnen. Über dem Marktniveau verzinste Einlagen mindern aber die Rentabilität der zugrunde liegenden Refinanzierungsinstrumente.

Dem könnte die EZB wieder Abhilfe schaffen und selbst unterstützend bei den Banken aktiv werden. Der weitere Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen wäre eine Option. Allerdings hat der Tausch Anleihen gegen EZB-Geld einen Haken. Bislang müssen Banken bestmöglich operieren, um Anleger davon zu überzeugen, ihre Gelder bei ihnen als Einlagen zu halten. Mit dem Ersatz der Einlagen durch EZB-Gelder wäre der Anreiz für ein bestmögliches Wirtschaften zumindest teilweise genommen.

E-Euro greift in das Marktgleichgewicht ein

Der erhöhte Ankauf von Anleihen stellt allerdings einen weiteren Anstieg staatlicher Intervention in den Markt ein. Zinsen, Kredite und Einlagen regulieren sich nicht mehr selbst durch Angebot und Nachfrage, sondern werden durch die Anleiheaufkäufe künstlich gesteuert.

Die EZB wiederum ist dann in der Position, dass sie die Anleihen auch nicht mehr auf den Markt zurückbringen kann, sondern halten muss. Damit entfällt bei Anleihen bonitätsschwacher Unternehmen der regulatorische Effekt des Zahlungsverzugs und der damit folgenden Insolvenz. Anleihen in den Händen der EZB bedeuten, dass Zombiefirmen weiter künstlich am Leben gehalten werden.

Zombiefirmen wiederum wirken sich dahin gehend störend auf den Markt aus, dass sie Gelder unnötig binden, die an anderer Stelle effizienter eingesetzt werden könnten. All das sind Überlegungen und Fakten aus der „zweiten Reihe“, die ein völlig neues Licht auf die schöne neue Welt der Digitalwährungen werfen.

Vorteile des digitalen Euros

Aus Verbrauchersicht zeigen sich zwei Vorteile bei einem E-Euro:

  • Ein Konto bei einer Geschäftsbank wird überflüssig. Allerdings setzt das voraus, dass alle Teilnehmer im Geldkreislauf digitales Geld und die damit verbundenen Bezahlmethoden akzeptieren.
  • Digitales Geld ist, sofern die Aufbewahrung bei der EZB oder in einer gesicherten „Geldbörse“, einem „cold wallet“ erfolgt, sicherer als Bargeld.

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Fazit: Ablösung von „Echtgeld“ durch E-Geld keine Lösung

Schweden treibt die Abkehr vom Bargeld aktiv voran. Allerdings nicht mit dem Ersatz der Schwedenkrone durch E-Gelder bei der Schwedischen Zentralbank, sondern schlicht durch den massiven Einsatz von Kartenzahlungen. Die EZB schließt offensichtlich nicht aus, vollständig auf digitales Geld zu setzen, und die Regulierung des Marktes durch staatliche Maßnahmen zu ersetzen.

Die Ablösung, welche der EZB vorschwebt, geht aber auch in eine andere Richtung. Es geht aber nicht nur um den Euro an sich. Kryptowährungen sind den Zentralbanken und Regierungen ein Dorn im Auge, da sie sich außerhalb ihres Wirkungskreises bewegen, etabliert haben und wachsen. Wenn Kryptons für Verbraucher und Unternehmen interessant sind, gilt es, dem dahingehend entgegenzuwirken, dass sich die Geldströme wieder im „politisch kontrollierten Bereich“ der Volkswirtschaften bewegen. Also muss ein E-Euro mit den Vorteilen eines Bitcoin und der Kontrolle durch eine Zentralbank her.

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