Wero als europäische Alternative zu PayPal

Sämtliche Versuche, PayPal das Wasser abzugraben, sind bislang kläglich gescheitert. Bestes Beispiel ist giropay, das jetzt vom Markt genommen wird. Aber: Der nächste Herausforderer steht schon in den Startlöchern. Mit wero soll am 2. Juli ein neuer Bezahldienst eingeführt werden, der europaweit genutzt werden kann. Hinter dem Projekt stehen die European Payments Initiative (EPI) und damit insgesamt 16 Finanzdienstleister.

PayPals Marktmacht

PayPal als unangefochtenem Platzhirsch gegenüberzutreten, wird keine leichte Aufgabe. Im Jahr 2023 wurden laut Daten des EHIs immerhin 27,7 Prozent aller Onlinekäufe in Deutschland über den amerikanischen Dienst bezahlt. Zum Vergleich: Giropay kam im gleichen Zeitfenster auf eine magere Quote von 0,4 Prozent.

Erste wero-Transaktion

Mit wero soll sich das ändern. Die erste erfolgreiche Transaktion wurde von der Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband am 20. Dezember 2023 gefeiert. Seinerzeit floss das Geld von der Sparkasse Elbe-Elster zur französischen Banque Populaire – Caisse d’Epargne (Groupe BPCE). Daran zeigt sich, wie wero ausgelegt ist: Es handelt sich um ein europäisches Zahlungssystem.

Zahlung via Mobiltelefon

Verglichen wird wero mit Giropay und Kwitt. Das heißt: Zahlungen werden ganz einfach von Mobiltelefon zu Mobiltelefon ausgeführt. Die Sparkassen sind bereits vorgeprescht und haben angekündigt, dass wero bei ihnen zum Startzeitpunkt Anfang Juli in der Banking-App integriert sein wird. Ähnlich dürfte es sich bei den übrigen Kreditinstituten verhalten, die in Deutschland beteiligt sind: Neben den Sparkassen setzen unter anderem auch die Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Deutsche Bank auf das neue System.

Basis: die Echtzeitüberweisung

Voraussetzung, um Geld von einem zum anderen Nutzer zu transferieren, ist ein Konto bei einer der teilnehmenden Banken. Entscheidend hierbei und einer der Vorteile: Das Geld steht dem Empfänger umgehend zur Verfügung. Um das zu gewährleisten, setzt wero im Hintergrund auf das inzwischen bewährte System für Echtzeitüberweisungen. Dabei verpflichtet die EU auch Banken bis zum 09.10.2025 solche Zahlungen empfangen und senden zu können. Außerdem dürfen solche Instant Payments nicht mehr kosten als eine gewöhnliche Überweisung.

Ein zweiter Vorteil: Statt einer IBAN (International Bank Account Number – oder schlicht die Kontonummer) reicht die Handynummer, um Geld senden und empfangen zu können. Ferner ist geplant, wero ähnlich wie PayPal oder andere Zahlungsmethoden in Onlineshops zu integrieren. Damit wäre dann neben dem privaten auch der gewerbliche Sektor abgedeckt.

Ein letzter Trumpf sind die Zahlungsgebühren im Onlinehandel. Auch hier bestimmt eine EU-Richtlinie, dass Zahlungen mit Überweisung, SEPA-Lastschrift oder Kreditkarte kostenlos angeboten werden müssen. Für PayPal sind diese generell zulässig, obwohl der Anbieter Händlern diese mittels AGB verbietet. Dennoch erheben Händler wie Flixbus oder Lieferando zurzeit Extragebühren, wenn mit dem Dienstleister gezahlt wird.

Deutschland ist von Anfang an dabei

Deutschland ist eines der Länder, in denen wero sofort mit Einführung an den Start geht. Auch Belgien und Frankreich werden von Anfang mit von der Partie sein. Im weiteren Verlauf folgen dann die Niederlande und andere europäische Nationen, um einen möglichst großen „Aktionskreis“ zu schaffen.

Der ist auch nötig, um PayPal Paroli bieten zu können. Im letzten Jahr scheiterte das P27 Nordic Payments Projekt, mit dem Sofortzahlungen zwischen Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark möglich werden sollten. Gleichzeitig gibt es in Südeuropa Konkurrenz durch die Vereinbarung der Anbieter BANCOMAT Pay, BIZUM und SIBS, gegenseitig Zahlungen zu akzeptieren. Die Zukunft von Instant Payments in Europa bleibt in jeder Hinsicht spannend.

Unsere Berichterstattung über Paydirekt zum Nachlesen:

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