Telekom MyWallet soll Mitte Mai endlich starten

Wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtet, soll MyWallet, das bargeldlose Bezahlsystem der Deutschen Telekom, Mitte Mai dieses Jahres endlich an den Start gehen. Damit soll das Bezahlen mit dem Smartphone möglich werden, die technischen Gegebenheiten soll dabei der eingebaute Chip bieten, der die Übertragung der Daten via NFC-Technologie ermöglicht. Zudem soll eine spezielle SIM-Karte der Telekom das Bezahlen mit MyWallet ermöglichen.

Verspäteter Start an immerhin 3.500 Standorten

Fürs Erste soll MyWallet an 3.500 Standorten innerhalb von Deutschland genutzt werden können. Darunter sind

  • Supermärkte wie auch
  • Tankstellen und
  • Buchhandlungen.

Damit hat die Telekom wenigstens einen Teil der möglichen Akzeptanzstellen für das bargeldlose Bezahlen auf ihre Seite ziehen können, und dennoch mutet uns die Zahl von nur 3.500 Standorten dann doch etwas niedrig an.

Dennoch kann MyWallet nun wohl endlich an den Start gehen, nachdem diese Möglichkeit des bargeldlosen Bezahlens mit dem Smart bereits für das vergangene Jahr angekündigt worden war. Doch aus der digitalen Brieftasche der Deutschen Telekom wurde in 2013 dann doch nichts. Aber ab der Mitte dieses Monats soll es nun wohl endlich soweit sein – wenn nicht noch mal was dazwischen kommt.

Kreditkartendaten und EC-Kartendaten in einer App hinterlegen

Damit MyWallet genutzt werden kann, muss der Smartphone-Nutzer Kunde der Deutschen Telekom sein – und zugleich seine Kreditkartendaten und / oder EC-Kartendaten in einer App hinterlegen. Das kontaktlose Bezahlen ist dann bis zu einem Betrag von 25 Euro möglich mit MyWallet, beim Bezahlen von Beträgen darüber hinaus, ist die Eingabe einer Geheimnummer erforderlich. Dabei muss die PIN der genutzten Kreditkarte oder aber EC-Karte eingegeben werden.

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Was das Ganze in dem Fall bringen soll? Das verstehen wir ehrlich gesagt auch nicht so ganz. Wenn ich schon meine PIN der genutzten Karte eingeben muss, dann kann ich auch mit der Kreditkarte oder EC-Karte direkt bezahlen und muss dies dann nicht noch über das Smartphone laufen lassen.

Hier zeigt sich bereits jetzt, dass in diesem Bereich dringend Nachbesserungsbedarf besteht, um sowohl die eigenen Kunden von MyWallet überzeugen zu können, wie auch neue Kunden über die digitale Geldbörse anzuziehen.

Stichwort Tageslimit

Auch wenn MyWallet unserer Ansicht nach noch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist, so bietet die digitale Geldbörse der Deutschen Telekom doch zwei andere Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind.

Der wichtigste dabei ist das Tageslimit. Damit kann der Kunde festlegen, wie viel Geld maximal am Tag ausgegeben werden kann mit MyWallet. Diese „Bremse“ sorgt dann dafür, dass der Überblick über das ausgegebene Geld nicht verloren geht, sondern beim Erreichen des gesetzten Tageslimits Schluss ist und dann nicht mehr mit MyWallet gezahlt werden kann.

Zudem hat MyWallet den Vorteil, dass sich die Nutzer der digitalen Geldbörse ihre Zahlungen mit dem Smartphone per SMS bestätigen lassen können. Im Falle eines Diebstahls bringt dies natürlich nicht wirklich etwas, dafür behält der Kunde im Normalfall einen besseren Überblick über seine Zahlungsbewegungen bei MyWallet – und kann dadurch auch einfacher berechnen, wie weit es noch bis zum Erreichen des selbstgesetzten Tageslimits ist.

Finden Sie im Vergleich die richtige Kreditkarte

Außerdem soll es laut Telekom mit MyWallet jederzeit möglich sein, den Kontostand im Blick zu haben, was das Planen weiterer Ausgaben mit der digitalen Geldbörse natürlich einfacher macht als das reine Wissen, ich habe Geld damit ausgegeben.

Mehrfach-Abbuchungen nicht möglich

Die Befürchtung vieler Verbraucher hinsichtlich des kontaktlosen Bezahlens sind verständlich, und durchaus nachvollziehbar. Geht es doch darum, dass die NFC-Technologie mitunter auch Kritik aushalten muss ob der Sicherheit oder Unsicherheit der Zahlungen über die Funktechnologie. Doch die Telekom versichert: in der Nähe der Terminals sind „keine irrtümlichen Mehrfach-Abbuchungen“ möglich.

Damit ist einer der wichtigsten Punkte der Befürchtungen der Bundesbürger hinsichtlich des kontaktlosen Bezahlens Makulatur. Denn letztlich kann die Angst vor mehrfachen Abbuchungen natürlich verstanden werden, aber eine gute digitale Geldbörse baut hier von vorneherein eine Schranke ein, damit es eben nicht zu Mehrfach-Abbuchungen kommen kann. Bei MyWallet soll dies auch der Fall sein, was vielleicht die Zweifler dann doch ein wenig beruhigen dürfte.

Gehört digitalen Geldbörsen die Zukunft?

Angesichts der Verschiebung von MyWallet stellt sich nun natürlich die Frage, wieso die Telekom so lange gebraucht hat von der Ankündigung der eigenen digitalen Geldbörse bis hin zur Einführung. Waren mittlerweile gar Zweifel vorhanden, ob es wirklich Sinn macht, eine solche Geldbörse wirklich auch in Deutschland, dem Land der Skeptiker, einzuführen?

Wir wissen es nicht, aber während in anderen Ländern das bargeldlose Bezahlen immer mehr Anhänger gewinnt, hinkt Deutschland nach wie vor hinterher. Die Verbraucher hierzulande zahlen im Laden immer noch am liebsten mit Bargeld, oder nutzen ihre EC-Karten. Auch Kreditkarten haben es hierzulande immer noch schwer mit der Akzeptanz bei den Bürgern, während die Nutzung von Kreditkarten bei Menschen in anderen Staaten längst zum Alltag gehört.

Doch wie die Bundesbürger oft noch die Kreditkarte scheuen, so scheuen sie noch öfter das kontaktlose Bezahlen und / oder das bargeldlose Bezahlen mit dem Smartphone. Hier bedarf es wohl noch viel Aufklärungsarbeit, seitens der Anbieter von digitalen Geldbörsen wie MyWallet und Co. und seitens der Händler. Gerade die Sicherheit dürfte dabei immer das Thema sein, das bei den deutschen Verbrauchern an erster Stelle steht.

Können die Zweifel ausgeräumt und die Fragen ausreichend beantwortet werden, dürften sich auch die Bundesbürger immer mehr für digitale Geldbörsen und das Bezahlen mit dem Smartphone öffnen. Zumal gerade das Smartphone in Deutschland längst einen Siegeszug angetreten hat, wieso es also nicht auch zum Bezahlen und (irgendwann) auch zum Überweisen von Geld nutzen.

In Polen längst im Einsatz

Immer wieder wird gerne herabgeschaut auf das kleine Land im einstigen Ostblock, doch in Sachen bargeldloses Bezahlen ist das polnische Volk den Deutschen um Längen voraus: Bereits seit Oktober des vorletzten Jahres (!) wird MyWallet dort angeboten und hat bereits mehrere tausend Nutzer überzeugen können. In Deutschland wird sich nun zeigen müssen, wie groß das Interesse der Telekom-Kunden an der digitalen Geldbörse ihres Telekomdienstleisters und Mobilfunkanbieters wirklich ist.

Viel geschickter wäre es seitens der Telekom wohl eher gewesen, hier nicht die Grenze zu ziehen zwischen den bereits vorhandenen Kunden und Nicht-Kunden, da letztere MyWallet nicht werden nutzen können. Sondern die digitale Geldbörse auf eigene Füße zu stellen und so auf diesem Wege vielleicht sogar neue Kunden für die eigenen Dienstleistungen des Unternehmens zu finden.

So aber ist MyWallet fürs Erste ein Angebot, das nur den eigenen Kunden gemacht werden kann und nichts, was die Telekom als Unternehmen selbst wird weiterbringen können. Hier verfehlt die Innovation dann eben doch ihren Sinn, und man bleibt am eigenen Tellerrand kleben, anstatt über den Tellerrand hinaus zu blicken und die wirklichen (Marketing-)Möglichkeiten der Einführung von MyWallet zu sehen.